Brief von Alfred Pawelzick an seine Mutter Wilhelmine Pawelzick, geb. Kaminski


Im Felde, 2.11.44


Meine liebe Mutter.

Als ich heute meinen Kameraden nach dem Datum fragte und er mir den 2. November nennt, muß ich an Deinen Geburtstag denken, der ja in diesen Monat fällt.

Nun habe ich gerade 3 Tage Ruhe in meinem provisorisch eingerichteten Erholungsheim der BLLs, ungefähr 3 km hinter der Front.
Die will ich dazu benutzen, Dir zu schreiben und den vielen anderen Freunden und Verwandten, die z. T. seit Jahr und Tag keine Post von mir haben.

Weißt Du, es ist so unendlich schwer, aus dieser Zeit und diesem Graben heraus einen Brief an die Seinen? zu schreiben. Du kennst meine Gedanken ....Dein Brief mit ....Tag bestätigt mir noch und mehr ihre Richtigkeit. Dazu kommt die Sorge um meine Familie und die Sorge darum, ob und wie es uns gelingen soll, einmal von hier wieder in die Heimat zurück zu kommen.

Liebe Mutter, Gott sei Dank, habe ich von Dir ein gut Teil von Eigenwilligkeit geerbt, die mich befähigt, auch in den schlimmsten Situationen ein Ziel klar und unbeirrbar zu verfolgen und dann einmal mit Bestimmtheit zu ergreifen. Dieses Ziel aber ist für mich die Rückkehr zu meiner Familie.

Der Weg dahin ist für mich jetzt unendlich schwer und ich weiß nicht, welche Bahnen er geht. Darüber sinne und grüble ich nun oft und es naht die Zeit, in der ich selbst in das Rad meines Schicksals eingreifen muß, wenn es mich nicht in das endgültige Verderben hineinrollen soll.
Du kannst aber versichert sein, daß ich die genügend wache Geistesgabe mitbekommen habe, um im aussichtslosen Falle das Richtige zu tun.

Mutter, zu Deinem Geburtstag werde ich mit meinen Sohneswünschen bei Dir sein. Ich kann Dir nichts schenken als meinen Dank, daß Du mir einmal das Leben gabst, - denn mag es jetzt auch noch so schwer sein, ich bin immer noch der festen Überzeugung, daß es sich lohnt zu leben und daß es jedem Menschen selbst in die Hand gegeben ist, sein Glück sich zu ergreifen.

In diesen Dank schließe ich die Bitte ein, Deine Liebe, die mich wachsen ließ, nun auf meine Familie, auf meine Kinder zu übertragen, denn ich werde lange Zeit nicht für sie sorgen können. Und die Zeit ist schwer, sie wird noch schwerer werden für mich und für Euch daheim.

Aber bringt nicht jeder Winter immer wieder den Frühling und jeder Regen den Sonnentag?
Daß Du diese selbe Zeit erlebst, gesund erlebst und das im Kreise Deiner Kinder und Enkelkinder (Dich) darüber freust, daß wir alle einmal wieder daheim sind, das ist mein Geburtstagswunsch.

Fredy





Alfred Pawelzick war Angehöriger der 2. Kompanie, Grenadier-Regiment 322 (281. Inf.-Div.). Er wird seit März 1945 südlich von Stargard vermisst.





Hauptmann Erich Neuß (24. Inf.-Div.): Feldpostbriefesammlung
06.07.1944 - 23.03.1945



Unteroffizier Hans Hamelberg:
Letzter Brief an die Mutter

24.11.1944
Major Heinrich Ochssner:
Letzter Brief an die Ehefrau

16.09.1944
Obergefreiter Karl Meyer:
Brief an die Familie

15.12.1944
Brief über die
Suche nach einem Grab

11.01.1945
Obergefreiter Wilhelm Schierholz:
Letzter Brief an die Eltern

22.10.1944
Leutnant Helmut Christophe:
Brief an die Tante
sowie die Todesmeldung, übermittelt vom Btl.-Komm.

15.01./5.02.1945
Gefreiter Ewald Fiedler:
2 Briefe an die Schwester

12.09./14.12.1944
Obergefreiter Günther Klinge:
Brief an die Eltern

16.08.1944-13.01.1945
Obergefreiter Eugen Lamprecht:
Gedicht zum Abschied

Herbst 1944
Obergefreiter Paul Pyschik:
Der letzte Brief vor der Gefangenschaft

6.08.1944
Obergefreiter Werner Richey:
Der letzte Brief aus Kurland

14.12.1944
Oberfeldwebel Jakob Trimborn:
Letzter Brief an die Schwester

20.01.1945
Hauptmann Edgar Bothe:
2 Briefe an die Familie

28.10.1944 / 22.03.1945
Soldat Ernst Andresen:
Genesungswünsche der Kameraden

26.12.1944
Soldat Erich Baars:
Letzter Brief an die Schwiegereltern

28.10.1944 / 22.03.1945
Soldat Alfred Pawelzick:
Brief an die Mutter

02.11.1944
Oberleutnant Friedrich Willbrand:
Briefe an die Familie

14.11.1944 - 08.07.1946
Unteroffizier Josef Meyer:
Briefe an die Schwiegermutter

14.02.1945
Unteroffizier Oswald Pelzer:
Letzter Brief aus dem Lazarett

01.01.1945
Obergefreiter Wilhelm Haller:
Letzter Brief an Frau und Sohn

Anfang 1945
Hauptfeldwebel Walter Kaese:
Brief an die Ehefrau

08.04.1945
Walter Nagel:
Brief an die Schwester

18.07.1944
Feldwebel Horst Hesse:
Briefe an Hanna Seidel

03.07.1944
Sanitäts-Obergefreiter Hans Henke:
Letzter Brief an seine Verlobte

15.03.1945
Oberleutnant Heino Willers:
Todesnachrichten

08.03.1945 / 22.02.1948
Obergefreiter Ludwig Ehrbar:
Brief an seine Familie

14.11.1944


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