Lettlandreise Mai/Juni 2010



Reisebericht über die erste Gruppenreise vom 30.05. - 04.06.2010


3. Tag: Dienstag, 1. Juni 2010


An diesem Tag stand die Gegend südwestlich von Skrunda auf dem Programm. Dort - genauer gesagt bei dem Gehöft "Uzuli" - ist der Vater von Claus Dittmar am 27.12.1944 als Angehöriger der 6./ Panzergrenadier-Regiment 103 (14. Panzer-Division) gefallen. Er wurde damals in Aizpute (Hasenpoth) auf einem von der Wehrmacht angelegten Friedhof bestattet.
Zwischenzeitlich wurde er durch den VDK umgebettet und ruht nun unter den Unbekannten auf dem großen deutschen Soldatenfriedhof in Saldus.
Nach dem Frühstück brachen wir Richtung Skrunda auf. In Skrunda links ab Richtung Priekule. Nach ca. 10 km ab ins Gelände, um nach Uzuli zu suchen. Auf alten Landkarten konnten wir diesen Hof bereits von zu Hause aus lokalisieren und uns auf alles entsprechend vorbereiten, da alle nötigen Angaben (Datum, Truppenteil, damaliger Frontverlauf und Hofname) vorlagen. Der Hof existierte wohl nicht mehr, was die Suche danach zunächst etwas erschwerte, denn wir mussten ohne Dolmetscher an diesem Tag auskommen. Wir kamen aber der Sache immer näher und trafen auf ein Gehöft, das von einer jungen Familie bewohnt wurde. Wir zeigten dem Besitzer unsere alten Karten und er verstand recht schnell um was es uns ging. Er erklärte uns, dass diese Gemarkung die Bezeichnung "Uzuli" trägt und gab uns seinerseits auch noch eine sehr detaillierte Kopie einer aktuellen Karte dieser Gegend. Er erklärte uns, dass hinten im Wald Gräben und Stellungen zu finden seien. Sein kleiner Sohn zeigte uns den Weg dorthin. Er ging vor uns her exakt bis zum Waldrand. Hier zeigte er uns weiter die Richtung, in die wir laufen sollten, drehte aber selbst um und ging zum Haus zurück. Der Grund für sein abruptes Umdrehen zeigte sich sogleich nach wenigen Metern im Wald: Wir standen mitten in den ehemaligen Stellungen! Direkt neben dem Weg lag ein Artilleriegeschoss (Kaliber ca.15cm!). Es lag wohl schon fertig hier zur Abholung und Entsorgung durch die lettische Landwehr.



Die Gräben und ehemaligen Stellungen zogen sich quer durch den ganzen Wald und waren ohne Mühe noch immer sehr gut zu erkennen. Man musste nur ein bisschen an der Grabenbrüstung mit der Hand buddeln und schon stieß man auf MG-Hülsen, Pistolenpatronen, Gasmaskenbüchsen und Munitionskisten. Was dort noch immer nach so langer Zeit herumliegt - kaum zu glauben. Dieses Waldstück war für den kleinen Jungen, der uns den Weg zeigte, absolutes Sperrgebiet.





Für Claus war das wohl ein aufregendes und beklemmendes Erlebnis zugleich. Er stand mitten in den alten Stellungen in denen sein Vater kämpfte und letztendlich auch sein Leben ließ. Er wollte diese Stelle unbedingt einmal sehen - nun war der Zeitpunkt nach fast 66 Jahren gekommen!

Um den angebrochenen Tag noch vollständig auszunutzen drehten wir noch eine Runde über Dzukste, Lestene (Besuch des lettischen Soldatenfriedhofes) und Jaunpils. Den Abschluss machten wir wie gewohnt in unserem Stammlokal in Saldus.



© Michael Molter

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