Vermisstensuche - erste Schritte


Viele Menschen möchten heute gerne mehr über das Schicksal eines gefallenen oder vermissten Angehörigen erfahren und wissen aber nicht so recht, wie sie diese Sache angehen sollen. Manch einer wagt sich bewusst an solche Nachforschungen heran, ein anderer stöbert zu Hause eher zufällig in alten Unterlagen, Fotoalben und Briefen herum, und wird automatisch neugierig.

Ich möchte an dieser Stelle mit einigen Tipps und Ratschlägen weiter helfen, die fürs Erste so eine Art Anlaufhilfe darstellen sollen. Dieser Weg ist bestimmt kein "Allheilmittel", aber er hat sich doch schon viele Male bewährt.

Zunächst ist es wichtig den militärischen Werdegang des Gefallenen / Vermissten zu ermitteln. Dies ist nur bei der Deutschen Dienststelle Berlin (WASt - ehemalige Wehrmachtsauskunftsstelle) möglich. Nur dort kann man die entsprechenden Daten erhalten. Bei dieser Dienststelle sollte man mit der Suche beginnen, denn es dauert leider einige Monate, bis man die entsprechende Auskunft erhält. Man sollte bei der Anfrage eine komplette militärische Biographie anfordern (Erkennungsmarkennummer, Zugehörigkeiten zu Einheiten, Versetzungen, Einsatzgebiete, eventuelle Verwundungen, Lazarettaufenthalte, Auszeichnungen, Beförderungen, usw.) Vor allem sollte man aber nach einer VERLUST-, bzw. VERMISSTENMELDUNG fragen. Selbstverständlich ist nicht immer der Ort des Verschwindens mit einem eventuellen Todesort gleichzusetzen. Aber solch eine Verlust- / Vermisstenmeldung - sofern überhaupt vorhanden - wäre von überaus großem Nutzen. Bei einem Gefallenen wurde die Grablage meist in Form einer Lageskizze festgehalten. Ebenso wurde bei einem Vermissten oft die Stelle aufgeführt, bei der er zum letzten Mal gesehen wurde (siehe auch unter: Vermisst in Kurland). Vor allem ist es wichtig die Anfrage bei der WASt so vollständig wie möglich zu formulieren, denn es kommt leider auch vor, dass nur nach den Daten in Berlin gesucht wird, die man in Auftrag gegeben hat. Schließlich will man ja so viel wie möglich erfahren und nicht nur einen Bruchteil davon.

Als nächste Institutionen wären der DRK-Suchdienst München und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. zu nennen. Möglicherweise liegen dort schon Informationen über den Gesuchten vor, wurden aber nicht an die Angehörigen weiter geleitet. Bei der Suche nach Vermissten sollte man beim DRK-Suchdienst München auch die entsprechende Vermisstenbildliste anfordern. Diese sind nach Einheiten (Regimentern) sortiert. Auf diese Weise könnte man schon vor der Antwort der Deutschen Dienststelle die Zugehörigkeit zur letzten Einheit erfahren.

Zwei weitere Auskunftsstellen in diesem Zusammenhang wären:

Bundesarchiv - Militärarchiv Freiburg
Wiesenthalstr. 10
79115 Freiburg
(www.bundesarchiv.de)
(Für Auskünfte aus den Personalakten der Offiziere und Beamten der Wehrmacht)

Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin
Abt. IV-Ref. F. Krankenbuchlager
Wattstr. 11-13
13355 Berlin
(Lazarettaufenthalte u. Verwundungen)

Wichtig sind natürlich auch Unterlagen, die man selbst besitzt, oder die vielleicht noch bei Verwandten vorhanden sind. Vor allem spielen dabei Feldpostbriefe eine große Rolle. Die Inhalte dieser Dokumente sagen zwar sehr viel über den Gemütszustand der Soldaten aus, lassen aber leider kaum Rückschlüsse auf Kampfgeschehen, genaue Ortsbeschreibungen und dergleichen zu, da solche Angaben in Briefen nicht gemacht werden durften (Zensur). Sehr wichtig ist hierbei allerdings die Feldpostnummer. Anhand dieser Nummer und dem dazu gehörigen Datum, lässt sich die betreffende Einheit ermitteln. Stand z. B. auf einem Brief, der Ende Dezember 1944 abgeschickt wurde, die Nummer 17023 A, so bedeutete dies, dass der Absender damals Angehöriger der 4. Kompanie, Grenadier-Regiment 322 (281. Infanterie-Division) war. Mit Hilfe dieser Feldpostnummer lässt sich die Truppenzugehörigkeit exakt (bis auf Kompanieebene) ermitteln. Im Gegensatz zur Erkennungsmarkennummer, änderte sich die Feldpostnummer des Öfteren, spätestens dann, wenn ein Soldat die Einheit wechselte.

Ist nach diesen Nachforschungen das Datum des Verschwindens und die Zugehörigkeit zur Einheit bekannt, dann ist es möglich über verschiedene Wege mehr über das damalige Kampfgeschehen in Erfahrung zu bringen. Möglicherweise gibt es eine so genannte Divisionsgeschichte (siehe Büchertipps), die in vielen Fällen sehr detailliert Aufschluss über das jeweilige Kampfgeschehen und das betreffende Einsatzgebiet gibt. Das Bundesarchiv - Militärarchiv Freiburg, sowie das Militärgeschichtliche Forschungsamt in Potsdam wären in diesem Zusammenhang zu nennen. Weitere hilfreiche Adressen sind in der Rubrik "Links" ebenfalls zu finden.

In vielen Fällen kann es auch sehr nützlich sein, wenn man sich an die noch bestehenden Traditionsverbände der ehemaligen deutschen Wehrmacht wendet. Dort wird einem immer gerne - sofern möglich - weiter geholfen. Schließlich handelt es sich hierbei um Zeitzeugen, die die entsprechenden Kampfhandlungen direkt miterlebt haben. Unter: www.kameradenwerke.de kann man Näheres darüber erfahren.

Wenn man nun nach all dem weiß, bei welcher Einheit der Gefallene / Vermisste war und wann er gefallen ist, bzw. seit wann er vermisst wird, kann man jetzt anhand der allgemeinen militärischen Lage das Einsatzgebiet der jeweiligen Division recht gut bestimmen und das in Frage kommende Areal sehr gut eingrenzen. Sollte der Ortsname laut Verlust- / Vermisstenmeldung bekannt sein, so lässt sich in sehr vielen Fällen dieser Ort heute noch finden. Selbst für den Fall (was leider oft genug vorkommt), dass dieser mittlerweile nicht mehr existiert, da es sich sehr oft dabei um Einzelgehöfte gehandelt hatte, die durch Kriegseinflüsse zerstört und nicht mehr aufgebaut wurden. Mit Hilfe von alten und detaillierten Landkarten, kann man solche Gehöfte heute noch lokalisieren. Als sehr hilfreiche Adresse wäre in diesem Zusammenhang das Herder-Institut in Marburg zu nennen.

Ich hoffe, dass ich mit diesen kurzen Erläuterungen weiterhelfen kann und sich dadurch auch andere Menschen dazu bewegen lassen, mehr über das Schicksal eines im Krieg gefallenen oder vermissten Angehörigen erfahren zu wollen.


© Michael Molter

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