Lettlandreise September 2003



Eine Reise nach Lettland - der Weg zurück in die Vergangenheit


7. Tag: Freitag, 5. September 2003


Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein heute Morgen. Warum nicht immer so! Kurz vor 10.00 Uhr wurde überraschenderweise Ernst von Modris zu uns nach Seski gebracht. Da wir für heute noch kein festes Programm hatten, fassten wir kurzerhand den Entschluss nach Dobele zu fahren, denn dort soll sich ein Museum befinden. Also fuhren wir dorthin und nach kurzer Suche - Modris musste selbst einige Male nach dem Weg fragen - fanden wir das Museum schließlich. Diese Ausstellung war leider sehr klein und es gab auch nicht allzu viel zu sehen.

Am Stadtausgang von Dobele kamen wir durch die ehemalige Panzergarnison, die nach dem Krieg von den Sowjets genutzt wurde. Rechts sah man die ehemaligen Offiziersgebäude, die noch relativ gut erhalten sind und heute als Wohnungen genutzt werden. Auf der anderen Seite der Straße, wo sich die Mannschaftsunterkünfte und die eigentliche Panzerkaserne befand, ist alles dem Verfall preisgegeben. Ein ähnliches Bild wie am Dienstag im Kriegshafen von Liepaja. Über Annenieki führte uns der Weg wieder nach Dzukste zurück.

In Dzukste angekommen, fuhren wir direkt zur dortigen Schule, denn nur wenige hundert Meter dahinter befindet sich ein Gehöft namens Gaujas. Ernst wurde ja im Januar 1945 in der Nähe eines Hauses mit diesem Namen verwundet und diesen Ort wollten wir nun finden. Modris hatte noch schnell eine junge Frau herbei geholt, die Englisch sprechen konnte und so musste ich als Dolmetscher herhalten, denn Modris spricht ja leider kein Deutsch. Aber wir kamen gut zurecht. Dieser Hof Gaujas trägt seinen Namen schon seit 1924. Die heutige Bewohnerin selbst ist allerdings erst 1957 in dieses Haus eingezogen. Im Laufe von fast 60 Jahren hat sich doch vieles verändert und so ist sich Ernst noch immer nicht schlüssig, ob es dieser Hof tatsächlich gewesen sein könnte. Am Nachmittag wollte Karlis aus Riga zu uns kommen und wir beschlossen, zusammen mit ihm dann noch einmal einen Versuch zu starten, dies heraus zu finden.

Um 13.00 Uhr trieb uns der Hunger nach Dzukste. Nach dem Essen brachte ich Modris und Ernst nach Hause, Mutter und Vater gingen derweil noch einkaufen und ich schaute in der Zwischenzeit kurz bei der Bürgermeisterin des Ortes zu einem kurzen "Hallo" vorbei. Um 14.00 Uhr waren dann meine Eltern und ich ebenfalls zu Hause auf Seski. Eine kurze Mittagsruhe war angesagt, während wir hier auf Karlis warteten.

Gegen 17.00 Uhr fuhren wir zur Familie Bargais, denn dort waren wir zum Essen eingeladen, weil der Enkel Romans seinen 16. Geburtstag feierte. Um 18.00 Uhr traf dann auch Karlis aus Riga ein. Er, Herr Millers, Ernst und ich machten uns noch schnell zusammen auf den Weg nach Lestene zu Guntis Lerche, denn dessen Enkelin Zane, die ebenfalls sehr gut Deutsch spricht, wollte sich bei ihrem Großvater ebenfalls einfinden. Es war eine nette Unterhaltung bei Guntis und so reifte die Idee, dass wir gleich morgen früh mit ihm in den Wald hinter Paugibelas gehen wollen, um zu sehen, ob es dort noch Spuren von den damaligen Kämpfen gibt. Mit Guntis hatten wir für diese Gegend einen guten "Reiseführer", denn er stammte ja aus diesem Gebiet und kennt sich daher dort sehr gut aus.

Zurück in Dzukste kehrten wir nochmals bei Familie Bargais ein. Herr Rugens aus Slampe hatte sich zusammen mit seiner Frau auch zwischenzeitlich eingefunden und so wurde noch einmal ein kleines Plauderstündchen abgehalten. Nachdem es schon spät geworden war, machten Karlis und ich uns auf den Heimweg nach Seski. Mutter und Vater waren schon vor längerer Zeit zu Fuß losmarschiert, weil sie sich etwas die Beine vertreten wollten und so waren die Beiden bereits eine Weile vor uns auf Seski angekommen. Zu Hause beschäftigten Karlis und ich uns noch mit den Landkarten, bis es dann ebenso für uns Zeit wurde Schluss zu machen.

Den ganzen Tag über herrschte schönes Wetter, überwiegend sonnig und auch die Temperatur war sehr angenehm. Ein absolutes Novum: Mein erster regenfreier Tag in Lettland! Das hatte es für mich in diesem Land bisher noch nicht gegeben.



© Michael Molter

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