Lettlandreise September 2001



Eine Reise in die Vergangenheit: Die Suche nach dem Grab meines Großvaters


. Tag: Dienstag, 11. September 2001


Beim Wetter gab es nichts Neues. Um 10:00 Uhr fuhr ich von Seski nach Dzukste, um Ernst und Manfred abzuholen. Wir fuhren dann noch einmal zum "alten Pienava", wo Ernst während des Krieges ja oft gewesen ist. Er fand dort auch noch - wenn auch nur ansatzweise - Schützengräben und Stellungen von damals. Anschließend fuhren wir vorbei an Rumbas, Tempij und Vanagi, zu Frau Astrid Lerche nach Lestene. Zusammen mit ihr besuchten wir die Kirche von Lestene, welche sich direkt neben dem Friedhof der lettischen Legionäre befindet. Außer den Außenwänden, die noch immer Einschusslöcher aufweisen, war davon leider nicht mehr viel zu sehen. Der innere Teil dieser Kirche wurde in den 60er-Jahren durch ein Feuer zerstört. Es wird wohl noch lange dauern, bis sie restauriert sein wird.

Bei der Bürgermeisterin von Lestene, Frau Dzintra Mihailova, hatten wir dann den nächsten Termin. Ernst und Manfred kannten sie schon seit deren Besuch im Jahre 1995. Auch dort erfuhren wir die gleiche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit wie in Dzukste. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass Frau Mihailova nichts von den Soldatengräbern auf dem Waldfriedhof wusste, den wir noch gestern Abend besucht hatten.
Karlis stieß aus Riga zu uns und wir fuhren alle zusammen nochmals zu diesem Friedhof. Nach der Besichtigung ging es dann gegen 16:00 Uhr wieder zurück nach Lestene ins Bürgermeisteramt. Dort trafen wir noch Herrn Edgars Skreija aus Riga. Er ist ein Mitarbeiter des lettischen Brüderfriedhofkomitees. Er selbst war auch noch ein ehemaliger Angehöriger des Grenadier-Regiments 44 der 19. lettischen-SS-Grenadier-Division. Von ihm erfuhren wir weitere Details über die Kämpfe in diesem Gebiet. Er erzählte auch von verschiedenen Umbettungen, die in diesem Jahr schon durchgeführt wurden. Auch auf dem besagten Waldfriedhof ist er schon tätig gewesen und hatte dort bereits eine Probeausgrabung durchgeführt.

Da wir ja noch Zeit hatten, machten wir uns nach diesem Gespräch auf in Richtung Annenieki. Dort suchten wir nach dem Hof Gaujas, bei dem Ernst im Januar 1945 verwundet wurde. Auch die ehemalige Beobachtungsstelle des Artillerie-Regiments der 93. ID soll in dieser Nähe gewesen sein. Die Suche blieb jedoch leider für diesen Tag erfolglos.
Auf dem Weg zurück nach Lestene, machten wir einen kurzen Halt in Jaunpils. Karlis wollte in einem Lebensmittelladen noch eine Information einholen. Er kam blass und völlig schockiert zum Wagen zurück. Er hatte dort gerade von den schrecklichen Ereignissen aus den USA erfahren.

Noch völlig fassungslos von diesen Neuigkeiten fuhren wir dann nach Lestene. Bei Frau Lerche sprachen wir dann noch einmal mit deren Mann Guntis über die Ereignisse bei dem Gehöft Paugibelas vom Dezember 1944. Er bewohnte damals mit seinen Eltern den Hof Ciruli, ca. 2 km westlich von Paugibelas. Guntis kam früher oft dort vorbei und kannte die Gegend gut. Er kannte auch noch die ehemalige Bewohnerin des Hofes Paugibelas-Snikeri, von dessen Existenz ich bis dahin noch nichts wusste. Dieses Paugibelas-Snikeri lag ca. 100 Meter südlich von Paugibelas. Frau Elisabete Jansone - so hieß diese ehemalige Bewohnerin - ist bereits 85 Jahre alt. Sie lebte noch bis 1954 auf ihrem Hof, ehe sie ihn dann endgültig verlassen musste. Frau Lerche wollte dann diese Frau Jansone fragen, ob wir sie einmal besuchen dürften, um mit ihr über die Ereignisse vom Dezember 1944 zu reden.

Bevor es dann endgültig nach Hause ging, um uns über die aktuellen Tagesereignisse zu informieren, aßen wir noch eine Kleinigkeit bei Frau Lerche. Die Stimmung blieb jedoch bei uns allen weiterhin sehr gedrückt. Was werden die nächsten Tage diesbezüglich wohl noch bringen?



© Michael Molter

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