Heute möchte ich kurz auf den 25. April 2003 zurückblicken:
Dies war der Tag, an dem das Grab von Oberstleutnant und Ritterkreuzträger Heinrich Ochssner, Bataillonskommandeur der 132. Infanterie-Division, in der Nähe des Gehöftes Indrikeni / Lettland gefunden wurde. Zusammen mit weiteren Kameraden ist er dort im September 1944 bestattet worden. Von diesen Gräbern war oberirdisch die ganzen Jahre nichts mehr zu sehen. Um so erstaunlicher ist es, dass es seiner Ehefrau nach fast 59 Jahren mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gelungen ist, diese Gräber zu finden. Den dort bestatteten deutschen Soldaten konnte damit eine letzte und würdige Ruhestätte auf dem neuen Soldatenfriedhof in Riga-Beberbeki gegeben werden. Ein Kreis hatte sich geschlossen...
Dorle Ochssner - die in Kanada lebende Witwe von Oberstleutnant Heinrich Ochssner - hatte sich im September 1944 selbst das Versprechen auferlegt, das Grab ihres gefallenen Mannes zu finden. Sie wurde deswegen oft belächelt, aber sie hielt ihr Versprechen. Am 25. April 2003 hatte sie es eingelöst! Sie war damals selbst mit vor Ort dabei, als die Gräber bei Indrikeni, im östlichen Teil Lettlands, gefunden wurden. Ohne ihre hartnäckigen, über Jahre andauernden Nachforschungen, wäre dies mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Ich denke fast, dass dies in Deutschland der einzige Fall ist, bei dem es einer Kriegerwitwe des Zweiten Weltkrieges gelungen ist, das Grab ihres gefallen Mannes zu finden und bei der Umbettung im fernen Lettland selbst mit anwesend zu sein. Dazu gehört eine gehörige Portion Mut! Unter: "Geschichte einer Kriegerwitwe" ist dies in groben Zügen bereits nachzulesen.
Nach all diesen Erlebnissen machte sich kurze Zeit später Frau Ochssner daran, ihre persönliche Geschichte niederzuschreiben. Die kurze, glückliche Zeit, die sie mit ihrem Mann verbringen durfte, und die Jahre danach, die ihr Denken und Handeln bis in die heutige Zeit prägten. Jahre, in denen sie nur ein Ziel vor Augen hatte: Das Grab ihres geliebten Mannes zu finden. Und immer wieder die Frage: "Warum?" Welcher Sinn hatte sein Sterben? Auf diese Frage wird es wohl nie eine passende Antwort geben...
Sie hat ihre Erlebnisse und Gedanken in einem 170-seitigen Buch zusammengetragen, welches im Gerhard-Hess-Verlag erschienen ist und ab sofort hier bestellt werden kann. Ein weiterer Bestandteil dieses Buches sind Aufzeichnungen über die 132. Infanterie-Division für den Zeitraum vom 1.4.1941 bis zum November 1943. So kommt auch der militärgeschichtlich interessierte Leser auf seine Kosten.
Ich möchte mich an dieser Stelle persönlich, wie auch im Namen der Autorin Frau Dorle Ochssner, beim Gerhard-Hess-Verlag für die vorbehaltlose und uneingeschränkte Unterstützung dieses Vorhabens bedanken. Von Anfang an stand man voll und ganz hinter diesem Projekt. In heutiger Zeit ist dies leider nicht selbstverständlich.
Wollen wir hoffen, dass sich solche Schicksale niemals mehr wiederholen werden!!! In diesem Sinne...
Michael Molter
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