Reisebericht von Dr. Klaus Seeger
Ende September 2008

Interessengemeinschaft Ösel 1941 – 1944
„Schicksalsinsel Ösel“


Spätestens beim Verlassen der Fähre, die das estnische Festland bei Virtsu mit der Insel Muhu (Moon) bei Kuivastu verbindet, drängen sich Gedanken an das Geschehene vor 64 Jahren auf. Wie furchtbar muss dieser Krieg auch hier gewesen sein! Die Straße führt fast schnurgerade, ohne die Ortschaften zu berühren, bis zum Moondamm, der Muhu (Moon) mit Saaremaa (Ösel) verbindet.
Muhu ist damals relativ schnell von der Wehrmacht aufgegeben worden, zu stark war der Druck der überlegenen russischen Truppen. Die wenigen deutschen Soldaten konnten die Stellung am Moondamm auch nicht halten. Auf der Insel Ösel kam es meist nur zu Rückzugsgefechten der deutschen Kampfgruppen. Das sollte erst auf der Halbinsel Sworbe anders werden.
11 Teilnehmer umfasst die Reisegruppe der Interessengemeinschaft Ösel 1941-44 unter Leitung von Dr. K. Seeger. 2 Personen erwarten wir noch an den letzten Tagen aus Kanada. Herr Bandmann hatte die Vorbereitung und Durchführung der Reise übernommen. Er ist auch der Fahrer des Kleinbusses.
Der Wagen läuft ruhig auf der Straße, die wenig befahren ist. Im September / Oktober 1944 muss es hier schlimm zugegangen sein. Ist der Vater oder Großvater damals nach Süden gelaufen? Jeder der Reiseteilnehmer betrauert einen Toten, die alle das gleiche Schicksal erlitten: sie fanden bis heute kein würdiges Grab.
Neben der Straße weithin wunderschöne Wälder, deren Baumkronen sich langsam herbstlich färben. Alle hängen ihren Gedanken nach. Da kommt die Insel - Hauptstadt Kuressaare (Arensburg) in Sicht. Am Stadtrand sind die Zeichen der EU sichtbar: erst kamen aus Brüssel die Millionen für den Straßenbau, dann folgten die Autohäuser. Am anderen Ende der Stadt, direkt am Meer, liegt das Hotel „Georg Ots Spa“, das uns aufnimmt und uns für 7 Tage beherbergen wird. Die Zimmer sind schön, ein Balkon führt zur Ostsee heraus. An Schlaf ist nicht zu denken, was werden die kommenden Tage bringen?





Teilnehmer der Reisegruppe vor dem Hotel „Georg Ots Spa“ in Kuressaare

Am Beginn unseres Aufenthaltes wollen wir zuerst die Insel kennenlernen. Uns erwartet schon Raul Salumäe, wissenschaftlicher Leiter des Heimatmuseums Arensburg, seit Jahren unser Verbindungsmann und Betreuer der Reisegruppen, und viel länger schon für den Volksbund tätig. Ohne ihn hätten wir hier nicht so erfolgreich arbeiten können.
Er führt uns zu den vielen kulturhistorischen Stätten der Insel. Es würde den Rahmen dieser Notizen sprengen, alle die interessanten Orte zu beschreiben. Herr Salumäe möge es mir verzeihen, wenn ich als Beispiel die Michaels – Kirche in Kihelkonna erwähne. Dieses Gotteshaus ist durch seinen separaten Glockenturm und die Orgel bekannt, die 1805 von Johann Andreas Stein gebaut wurde. Sie ist die älteste Kirchenorgel Estlands. Stein stammte aus Thüringen und kam Mitte des 18. Jahrhunderts nach Riga. Später betrieb er in Pärnu eine Orgelwerkstatt. Bei diesen Rundfahrten über die Insel betrachten wir bewundernd die Schönheit der Natur, die Baudenkmäler und lassen die Ruhe und Gelassenheit der Inselbewohner auf uns wirken.
Am 3. Tag findet sich die Gruppe auf der Arensburg zu einem Gespräch mit Thomas Schock, Beauftragter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein.
Kurz zur Vorgeschichte: Im Oktober 2007 war Herr Bandmann auf Ösel, um die mit dem Volksbund vereinbarten Vorbereitungen zur Suche nach unbekannten Grablagen deutscher Soldaten zu treffen. Leider konnte Herr Bandmann den erkrankten Herrn Schock und seinen Vertreter nicht antreffen. Die Interessengemeinschaft stellte dies mit Bedauern fest und kritisierte die Einbindung eines Herrn Berndt in die Gräbersuche, den wir von der Reise 2006 kannten und mit dem es keine Zusammenarbeit geben kann.


Thomas Schock (rechts) trifft in Kuressaare ein

Vor der Zusammenkunft auf der Burg hatten V. Bandmann und Dr. Seeger mit Herrn Schock vereinbart, dass es 2009 eine neuerliche Grabungsaktion geben wird.
Herr Schock informiert uns umfangreich über seine Arbeit, zeigt Fotos auf dem Computer. Was die Gesprächsteilnehmer nicht wissen, im Wagen hat Herr Schock 9 Kisten mit den sterblichen Überresten deutscher Soldaten, die auf der Burg zwischengelagert werden sollen. Er stellt fest, dass auf dem deutschen Soldatenfriedhof Kudjape bei Kuressaare 696 deutsche Gefallene bis 1944 beerdigt wurden. Nur etwa 400 wurden bisher nach dem Krieg gefunden und umgebettet. Schätzungen gehen von 4000 bis 6000 gefallenen deutschen Soldaten auf Ösel aus.
Auch die Toten, deren Angehörige in der Runde sitzen, sind bis heute nicht gefunden worden. Der Fähnrich Heinrich Truberg, am 20.11.1944 auf dem HVPl Torkenhof verstorben, soll als unbekannter Soldat begraben worden sein. Beim Obergefreiten Seeger, 22.11.1944 in Torkenhof gefallen, ist Block 2 angegeben, doch wo ist das? Dann sind da noch der Feldwebel Bandmann, gefallen 12.10.1944, Obergefreiter Fritsch, gefallen 20.10.1944, und der Obergefreite Müller, vermisst auf Ösel. Werden wir je ihre Gräber finden?


Thomas Schock, Beauftragter des Volksbundes, (2. von rechts) im Gespräch mit Teilnehmern der Reisegruppe

Einige, bisher geheime Grablagen, kennen wir, sie werden vielleicht 2009 gefunden. Ein großes Problem ist die Grabräuberei, mit der wir uns schon 2006 beschäftigten. So dürfte die Frage des Herrn Schock, wann endlich Metalldetektor verboten werden, berechtigt sein. Dr. Seeger macht jedoch kein Hehl daraus: die Gräbersuche 2009 erfordert vor allem Geld, das durch die Interessengemeinschaft nur durch Spenden aufgebracht werden kann.
Am Nachmittag fahren wir zum deutschen Soldatenfriedhof Kudjape. Es erwartet uns ein durch den Volksbund wieder angelegter Friedhof, schön und eindrucksvoll gestaltet. In der Mitte ein großes Holzkreuz, umgeben von Stelen, die viele Namen von Gefallenen ohne Grab enthalten. Auf der Fläche die fast 700 Gräber, die nach der Zerstörung während der russischen Besatzung wieder hergerichtet worden sind, und die Umbettungen aus den 90er Jahren.
Alle Gräber aus den Jahren 1941-43 konnten nicht mehr angelegt werden: einige wurden durch Beerdigungen auf dem zivilen Friedhof überbettet, andere wurden durch den russischen Soldatenfriedhof beseitigt. Die Machthaber der Sowjetzeit hatten keine Achtung vor den deutschen Toten.
Die Gruppe hat den Friedhof betreten und verharrt einige Minuten schweigend vor dem Kreuz. Dann wird der Kranz der Reiseteilnehmer niedergelegt, er ist für die Gefallenen Bandmann, Fritsch, Müller, Seeger und Truberg. Einige Teilnehmer haben Blumen und Gestecke für ihre Toten mitgebracht, Kerzen brennen an den Stelen. Am Grab von Walter Znaniecki liegt ein Kranz, ihn schickte seine Schwester, die nicht mehr dorthin reisen kann.


Vor der Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Kudjape


Nach der Kranzniederlegung in Kudjape


Der Kranz der Teilnehmer der Reisegruppe auf dem Friedhof Kudjape

An der Südspitze der Halbinsel Sworbe steht auf einem kleinen Hügel, unweit vom Leuchtturm Zerel, der Gedenkstein der Interessengemeinschaft. Auf der Bronzetafel ist in Deutsch und Estnisch zu lesen: „Zum Gedenken der auf Sworbe im Herbst 1944 gefallenen deutschen Soldaten.“ Hier legen wir den Kranz der Gemeinschaft nieder.
Jeder ist in Gedanken versunken, alle eint jedoch das gleiche Schicksal: ihre Toten ruhen noch immer an unbekannter Stelle, haben bis heute kein würdiges Grab gefunden. Mancher fragt sich, wann werde ich wohl an einem Grab trauern dürfen?
Dass es diesen Gedenkstein seit 2004 gibt, verdanken wir den vielen Spendern aus der Gemeinschaft, der Gemeinde Torkenhof (Torgu), die uns das Grundstück für den Stein zur Verfügung stellte, Herrn Salumäe, der alles mit den Behörden regelte, Herrn Prof. Dr. Ritter, der die Bronzetafel anfertigen ließ und der Familie Dr. Teschke, die den Stein aufstellte.
Die Gedenkstätte wurde an historischer Stätte errichtet: hier evakuierte die Kriegsmarine die letzten überlebenden deutschen Soldaten in der Nacht vom 23. zum 24.11.1944. Für die Toten, um die wir hier trauern, kamen die Schiffe zu spät ... General Schörner hatte die Evakuierung erst befohlen, als nur noch der Südzipfel der Insel in deutscher Hand war und zu viele deutsche Soldaten bereits den Tod fanden.


Am Gedenkstein der Interessengemeinschaft Ösel 1941-44 am Leuchtturm Zerel auf Sworbe

Am 4. Tag nutzen viele Teilnehmer die Gelegenheit zu einem Besuch der Stadt Tallinn. Die estnische Hauptstadt, besonders die historische Altstadt, zeigt sich bei herrlichem Sommerwetter von ihrer besten Seite. Welch ein Kontrast zur Beschaulichkeit der Insel! Hier im ehemaligen Reval pulsiert das Großstadtleben, die Stadt präsentiert sich im Flair einer europäischen Hauptstadt. Dass Tallinn in Europa angekommen ist, spüren wir spätestens im Straßen-Café und in den Geschäften – was die Preise betrifft. Und der abendliche Stau auf den Straßen erinnert an eine deutsche Großstadt.


Einige Reiseteilnehmer in Tallinn

5.Tag. Raul Salumäe hat uns in die Permanent-Ausstellung „Saaremaa 1939 – 49“ in das Museum in der Burg eingeladen. Uns interessiert vorrangig der Teil der Kriegsjahre 1941-44. R. Salumäe informiert alle Besucher ausführlich, was in Hinsicht auf die fehlende deutsche Beschriftung von Vorteil ist. Die Frage von Dr. Seeger danach kann Salumäe positiv beantworten: der deutsche Text ist in Vorbereitung! Dr. Seeger übergibt dem Museum zwei originale Ausrüstungsgegenstände eines Sanitätssoldaten: eine Kleiderschere und ein Verbandpäckchen. Dabei spricht er die Hoffnung aus, dass diese Stücke den Weg in die Ausstellung finden werden, wie schon vorher umfangreiche Exponate von Spendern der Interessengemeinschaft.


Raul Salumäe erläutert die Ausstellung „Saaremaa 1939 – 1949“ im Museum Arensburg

Die meisten Mitglieder der Reisegruppe sehen die Ausstellung erstmals: die Jahre der russischen Besetzung 1939-41, die Zeit unter der deutschen Wehrmacht 1941-44 und die furchtbaren Sowjet-Jahre danach. Schwerpunkt ist u.a. der Kampf um die Insel Ösel 1944, hiervon zeugen die meisten Ausstellungsstücke. Da liegt die Kartentasche des Hauptmann Ritter, die Decke des Obergefr. Vetter, die Brille des Obergefr. Seeger u.v.a.
Einige Besucher äußern im Gespräch, dass eine solche Ausstellung im heutigen Deutschland undenkbar wäre. Hier ist ganz einfach objektiv – historisch der Krieg auf den baltischen Inseln dargestellt worden. Bleibt die Frage: wann wird es in Deutschland eine derartige Aufarbeitung des letzten Krieges geben? Wann diffamieren wir unsere Soldaten nicht mehr? Sie standen damals unter Befehl und setzten ihr Leben ein, weil sie glaubten, ihr Vaterland verteidigen zu müssen. Leider ist dies dem Zeitgeist schwer vermittelbar! Anschließend führt uns R. Salumäe in den Burghof. An einer Mauer sind auf einer Tafel 83 Namen von Opfern aufgeführt, die hier vor dem Einmarsch der Wehrmacht von den Sowjets umgebracht wurden. Auf der Insel Ösel gab es insgesamt 4.891 Opfer! Erst die deutsche Wehrmacht entdeckte 1941 die kommunistischen Bluttaten. Nach der sowjetischen Besetzung 1944 war die Zahl der Opfer durch Mord und Deputation noch höher.


R. Salumäe vor der Gedenktafel für die estnischen Opfer der kommunistischen Bluttaten vor dem Einmarsch der Wehrmacht im Schloßhof der Burg

Donnerstag, 25.September, 15:00 Uhr, Rittersaal der Arensburg.


R. Salumäe eröffnet die Buch-Präsentation „Schicksalsinsel Ösel“

Das Museum hatte viele estnische Gäste zur Vorstellung unseres 2.Buches „Schicksalsinsel Ösel“ geladen. Da sind Zeitzeugen jener Monate im Jahr 1944, die Leiterin der Kulturabteilung der Kreisverwaltung, die Universität Tartu (Dorpat) sind vertreten, die Zeitungen „Meie Maa“ und „Oma Saar“.
Natürlich sind wir 13 Teilnehmer anwesend.
Herr Salumäe eröffnet die Präsentation zu dem Buch, das nun erstmals vorliegt. Natürlich kann er die Ausgabe nicht rezensieren, auch er hat das Buch erst seit Tagen.




Herr Dr. Seeger stellt das Buch vor. Nach dem Erscheinen des 1. Buches sei ihm derart viel Material zugegangen, dass er sich zur Herausgabe eines weiteren Buches entschloss. Da waren die Notizen des Oberst Reuter †, die Erlebnisse des Hauptmann Ulrichs, die Einschätzung der Kämpfe der HGr. Nord von Oberstlt. Heine, der Bericht von H.-J. Kehrl, die Forschungen von Kapitän Erfeling, die Notizen eines Arztes in der Bearbeitung von Dr. Zeller, die Erlebnisse der H. v. Güldenstubbe und nicht zuletzt die Beschreibung des Einsatzes der Marine auf Ösel von R. Köpke.

Der Kampf um Ösel sei nicht isoliert von dem Wirken der HGr. Nord zu betrachten, meint Dr. Seeger, und warnt zugleich vor einer Überbewertung der Rolle des Generals Schörner. Seeger unterstreicht, dass die Historie des Geschehens 1944 darzustellen war, eine Heroisierung dieser Kämpfe lag nicht in der Absicht der Autoren und des Herausgebers. In der Absicht des Herausgebers lag jedoch, das bisher versäumte Gedenken an die gefallenen deutschen Soldaten in den Vordergrund zu rücken. Diese Soldaten glaubten mehrheitlich, dass ihre Heimat zu verteidigen sei. Dr. Seeger kritisiert dabei den Teil V des Films „Die Wehrmacht – eine Bilanz“ von Prof. Knopp, der leider die Mitwirkung der Interessengemeinschaft ablehnte und subjektive Elemente in den Mittelpunkt stellte.
Besonders betont Dr. Seeger, dass es dieses 2. Buch überhaupt gibt, verdankt die Gemeinschaft den Sponsoren, die die Druckausgabe durch Darlehen abdeckten: V. Bandmann, Dr. U. Dusatko, Familie Köpke, H. Ulrichs, D. Burgdorf.
Dann lobt er die Arbeit der Frau Köpke an diesem Buch, die die Text- und Bildgestaltung übernahm.
Besonders dankt er Prof. Dr. Ritter für dessen ausgezeichnetes Nachwort:
„Aber sie (die IGÖ, d. Herausgeber) verdient hohe Anerkennung dafür, dass sie sich maßvoll aber anhaltend der durchaus schwierigen Aufgabe annahm, sich für ein zu langes Versäumnis wenn nicht diskriminiertes Gedenken an die damals Gefallenen einzusetzen.“

Frau R. Köpke spricht als Autorin des Beitrages über die Marine-Flak-Abtl. 239 auf Ösel, ein Thema, das bisher unterschätzt worden sei. Die Marine hätte im Kampf um Ösel eine wesentliche Rolle gespielt. Sie unterstützte durch Einsatz der Schiffsartillerie die Landkämpfe, sicherte die Versorgung der Truppe und übernahm schließlich die Evakuierung der letzten deutschen Soldaten am 23./24. November 1944. Dabei sei zu bedenken, dass die Marine-Einheiten im Landeinsatz – mit Ausnahme der M.A.A. 532 – schlecht ausgebildet und unzureichend bewaffnet waren, was zu hohen Verlusten führte. Besonders eindrucksvoll ist der Bericht über ihren Vater, der am 19.11.1944 verwundet wurde und einen Tag später auf dem HVPl. Torkenhof starb.
R. Salumäe beendet die Buchvorstellung, er erwähnt, dass Dr. Seeger und R. Baltes bereits hohe estnische Auszeichnungen erhalten hätten und überreicht Frau Köpke Blumen und ein Präsent.





K. Seeger und R. Köpke signieren das Buch

Mit vielen Gesprächen bei einem Glas Wein klingt die Veranstaltung aus.

Der letzte Tag auf der Insel ist angebrochen. Endlich geht ein lange geplantes Vorhaben in Erfüllung: Wir können 2 Grabplatten mit dem Hinweis auf das Wirken der Inter-essengemeinschaft in Auftrag geben, eine für den Gedenkstein bei Zerel und eine für den Friedhof Kudjape. Letztere bedarf noch der Abstimmung mit dem Volksbund. Das Geld hierfür spendet Herr Volker Bandmann, dem Dr. Seeger sehr herzlich dankt. Beide geben den Auftrag sogleich bei der entsprechenden Firma ab.
Herr Bandmann hatte seinen Aufenthalt 2007 auf der Insel zur Erforschung der Riegelstellungen 1944 genutzt. Vor der Fahrt über die Halbinsel Sworbe informiert er die Teilnehmer der Reisegruppe ausführlich: Ariste – Riegel (10. – 20.10.44), Ranna – Riegel (20. / 21.10.44), Leo - Riegel (23.10. – 18.11.44), Torkenhof – Riegel (21. - 23.11.44), Linie „Edelstahl“ und „Eisernes Tor“. Ein Teil wird bei der späteren Rundfahrt besichtigt, die ehemaligen Gräben und Bunkerreste heben sich noch immer deutlich in der Landschaft ab. Leider reicht die Zeit nicht aus, um das Ausmaß der Stellungen zu erkunden, die nächste Gruppenreise sollte hierfür mehr Zeit einplanen. Zum Abschluss wird noch ein kleines Militärmuseum nahe des Leuchtturms besichtigt. Hier hat ein Este alles an Kriegsmaterial gesammelt, was nach den Kämpfen zu finden war.

An den letzten beiden Tagen hatte sich die Reisegruppe um 2 Teilnehmer verstärkt, die aus Kanada anreisten. Der Vater bzw. Großvater kämpfte auf der Insel 1944, wurde noch evakuiert und blieb bei der HGr. Nord, der „Kurlandarmee“. Er geriet später in russische Gefangenschaft, verstarb jedoch kurz nach seiner Entlassung.




Der Abreisetag ist gekommen – viel zu schnell, waren doch alle Tage von vielen Eindrücken und Erlebnissen geprägt. Nach dem Frühstück heißt es Koffer verstauen und Abschied nehmen von der Insel. Dann fährt der Wagen schon ab zum Flughafen Tallinn.

Was bleibt von dieser Reise?
- Die Gräber unserer Toten fanden wir natürlich nicht – noch nicht! Aber wir waren ihnen irgendwie nahe. Es gibt jedoch Hoffnung: Vielleicht werden schon 2009 einige Schicksale geklärt werden können, denn wir werden gemeinsam mit Herrn Schock vom Volksbund gezielt suchen.
- Das 2. Buch ist fertig, wir stellten es erstmals auf der Insel vor, die für viele Tausend deutsche Soldaten zur Schicksalsinsel werden sollte. Wir denken, es ist ein gutes Buch, weil es an die auf Ösel Gefallenen immer erinnern wird.

Beim Abschied auf dem Flughafen Schönefeld sagen wir „Auf Wiedersehen“ bis zum nächsten Aufenthalt auf der Schicksalsinsel in zwei Jahren.
So beurteilen Reiseteilnehmer unsere Fahrt auf die Insel Ösel:
Herr John Sauter (Kanada) bedankte sich telefonisch für die Durchführung der Gruppenreise auf die Insel Saaremaa (Ösel). Er konnte nur an der Fahrt zu den Riegelstellungen, an der Besichtigung der Ausstellung über den 2. Weltkrieg auf Saaremaa und an der Buchpräsentation „Schicksalsinsel Ösel“ teilnehmen, was ihn sehr beeindruckte. Auch die Arbeit der Interessengemeinschaft verdiene großes Lob.
R. + F. Köpke: Der Höhepunkt auf unseren drei Reisen nach Ösel war immer der Besuch auf dem Friedhof Kudjape. Auch wenn wir nicht die genaue Grablage kannten, so hatten wir immer den Eindruck, dem Grab meines Vaters ganz nahe zu sein. Das erwies sich nun leider als Trugschluss. Darüber waren wir zunächst recht traurig. Aber wir haben trotzdem die Gewissheit, dass mein Vater irgendwo in Torkenhof begraben wurde, und wir sind dankbar, dass wir am Montag dort noch einmal waren.
Auch die Buchvorstellung war ein Höhepunkt. Diese Stunde war für uns ein feierlicher Abschluß nach der intensiven Arbeit am Buch.


(c) Dr. Klaus Seeger





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